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Muskelkrämpfe

Muskelkrämpfe

Fast jeder kennt ihn – den plötzlichen Schmerz, den ein Muskelkrampf verursacht. Schon über 90 Prozent der jungen Erwachsenen berichten über vereinzelte Muskelkrämpfe. Und ab einem Alter von 65 Jahren leidet sogar jeder Zweite bis Dritte mindestens einmal pro Woche an einem Krampf. Aber was passiert eigentlich genau, wenn der Muskel "zu macht"? Welche Muskeln verkrampfen besonders leicht? Und wann sollte man zum Arzt gehen? Alles Wissenswerte zum Thema haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Was passiert im Körper?

Bei Muskelkrämpfen zieht sich der betroffene Muskel, manchmal sogar eine ganze Muskelgruppe, plötzlich sehr stark zusammen – ohne unser Zutun und ohne dass wir Einfluss auf diese Reaktion nehmen könnten. Ausgangspunkt ist dabei aber gar nicht der Muskel selbst, sondern der Nerv, der den jeweiligen Muskel normalerweise steuert. Denn das Gehirn sendet über die Nervenzellen – genauer: über das Rückenmark – Signale in Form elektrischer Impulse an den Muskel. Dieser spannt sich darauf an oder entspannt sich.

Ein Krampf entsteht dann, wenn die Nervenzellen plötzlich außer Kontrolle geraten und entsprechend unkontrolliert Signale zur Kontraktion an den Muskel senden. Bei einem Krampf treten diese Signale in viel kürzerer Abfolge auf als normalerweise – es jagen sozusagen rund 150 kleine Stromschläge pro Sekunde durch den Muskel, sodass dieser sich extrem zusammenzieht. Und zwar wesentlich stärker, als wir den Muskel willentlich anspannen könnten. Diese unkontrollierbaren Impulse vom Nerv an den Muskel sorgen nicht nur für eine Kontraktion, sondern es kommt auch zu einer Erregung der entsprechenden Schmerzrezeptoren.

Die unfreiwillige Anspannung kann daher ganz schön schmerzhaft sein und für mehrere Sekunden oder gar Minuten andauern, bevor sie sich wieder löst. Die betroffenen Muskelgruppen fühlen sich während des Krampfes steinhart an. Nach dem Krampf kann für einige Zeit ein Schmerz zurückbleiben, der an einen Muskelkater erinnert. Warum genau es manchmal zu dieser Überreaktion von Nerven und Gehirn kommt, ist nicht abschließend geklärt. Man weiß heute aber, dass Krämpfe unter anderem häufig nach sportlicher Überbelastung oder bei Elektrolytstörungen (z. B. Magnesiummangel) auftreten. Auch in Zusammenhang mit bestimmten Nervenerkrankungen (z. B. sog. Polyneuropathien, Radikulopathien, Epilepsie) sowie Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion) können Krämpfe vorkommen. Allerdings sind Krankheiten nur selten die Ursache für Krämpfe.

Gut zu wissen:

In den meisten Fällen haben Muskelkrämpfe keine schwerwiegende Ursache. Etwa ein Viertel der Wadenkrämpfe treten sogar ganz ohne erkennbare Ursachen auf.1

Gute Frage: Verursachen Krämpfe Krampfadern?

Nein, Krämpfe sind nicht die Ursache für die Entstehung der dicken, schlangenartigen Gefäße. Aber: Menschen mit Krampfadern oder anderen Durchblutungsstörungen der Beine haben tatsächlich häufiger Krämpfe – vor allem nachts und in Ruhe. Treten zusätzlich Symptome wie ein Schweregefühl in den Beinen, Schwellungen oder Rötungen auf, ist ein Venen-Check ratsam.

Welche Muskeln können betroffen sein?

In unserem Körper kommen grundsätzlich drei Muskelarten vor:

Herzmuskel

Herzmuskel
Der Herzmuskel ist eine Mischung aus quer­gestreifter und glatter Muskulatur. Er ist einzigartig im Körper und hat andere Eigen­schaften als der Rest unserer Muskulatur.

Quergestreifte Muskulatur

Quergestreifte Muskulatur
Die auch Skelett­muskulatur genannte quergestreifte Muskulatur befindet sich zum Beispiel an den Armen, Beinen, Füßen und Händen. Diese Muskeln verkrampfen am häufigsten.

Glatte Muskulatur

Glatte Muskulatur
Die glatte Muskulatur befindet sich vor allem an den Organen – zum Beispiel im Darm, den Bronchien oder der Blase. Aber auch unsere Blutgefäße bestehen aus glatter Muskulatur.

Unsere Muskulatur besteht aus der sogenannten quergestreiften Muskulatur (Skelettmuskeln, z. B. der Arme, Beine und Hände) und der glatten Muskulatur (v. a. Organmuskeln, z. B. Darm, Bronchien). Prinzipiell können sowohl die Skelettmuskeln als auch die glatten Muskeln verkrampfen – so können zum Beispiel Krämpfe an inneren Organen wie den Bronchien (sog. Bronchospasmen) oder den Nieren (sog. Nierenkolik) sowie an den Blutgefäßen (sog. Gefäßspasmen) auftreten.

Krämpfe der Skelettmuskulatur kommen aber deutlich häufiger vor als Krämpfe der glatten Muskulatur. Besonders häufig sind dabei Krämpfe in den Beinen – vor allem…

  • Wadenkrämpfe
  • … Krämpfe im Fußgewölbe
  • … Krämpfe im Oberschenkel (häufige Krampfart bei Sportlern)
  • … Krämpfe in den Zehen
Gut zu wissen:

Der Herzmuskel hat ganz andere Eigenschaften als der Rest unserer Muskulatur – unter anderem ist er der einzige Muskel, der nicht verkrampfen kann!

Top 5 Tipps bei Muskelkrämpfen

Dehnen
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Dehnen

Massieren
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Massieren

Magnesium zuführen
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Magnesium zuführen

Den Muskel wärmen
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Den Muskel wärmen

Risikofaktoren meiden
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Risikofaktoren meiden

Muskelkrämpfe: Wann zum Arzt?

In den meisten Fällen haben Muskelkrämpfe keine schwerwiegenden Ursachen. Manchmal können sie jedoch auch auf ernsthaftere Ursachen hindeuten. Gehen Sie daher auf jeden Fall zum Arzt, wenn…

  • … sich Krämpfe durch Dehnen oder Massieren nicht lösen lassen
  • … Sie sehr häufig an Muskelkrämpfen leiden
  • … Muskelkrämpfe beidseitig oder in mehreren Muskeln bzw. Muskelgruppen auftreten
  • … Ihr Schlaf oder Ihr Tagesablauf stark beeinträchtigt sind
  • … zusätzlich ungewöhnliche Begleitsymptome auftreten (z. B. Taubheitsgefühle, Kribbeln, Lähmungen, Schwellungen, Schweregefühl des betroffenen Muskels)
  • … Krämpfe sehr lange anhalten und besonders schmerzhaft sind
  • … weitere Krankheitszeichen hinzukommen (z. B. Nachtschweiß, Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit)
  • … bei Ihnen Vorerkrankungen bestehen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes, Herz- oder Nierenprobleme)
  • … Sie sich nicht ganz sicher sind, ob wirklich ein Krampf vorliegt
Wichtig: Wichtig:

Treten Krämpfe sehr regelmäßig auf, sollte Ihr Arzt zunächst etwaige Grunderkrankungen ausschließen. Erst dann kann man davon ausgehen, dass ein sogenannter gewöhnlicher Muskelkrampf vorliegt, der keine erkennbare Ursache hat.

Muskelkrämpfe: Mögliche Ursachen

Unter anderem können folgende Faktoren mit der Entstehung von Krämpfen in Zusammenhang stehen:

  • Überbelastung des Muskels (z. B. Sport, körperliche Arbeit)
  • Verkürzung der Muskulatur (z. B. bei einseitiger Belastung)
  • Flüssigkeitsmangel
  • Magnesiummangel
  • Schwangerschaft
  • Starker Alkoholkonsum
  • Bestimmte Medikamente (z. B. Cholesterinsenker, Entwässerungstabletten)
  • Einige Erkrankungen (z. B. Störungen der Schilddrüsen- oder Nebennierenfunktion, Nervenerkrankungen, Leberzirrhose)

Die besten Tipps bei Wadenkrämpfen

Den Muskel dehnen
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Den Muskel dehnen

Bei einem akuten Wadenkrampf reagieren viele schon instinktiv richtig: Sie greifen ihre Zehen mit den Händen und ziehen sie in Richtung Oberkörper, während sie zugleich die Ferse in Richtung Boden drücken. Auch im Stehen können Sie die Wade dehnen, ähnlich wie die Sportlerin im Bild: Stellen Sie sich dazu in Schrittstellung vor eine Wand und stützen Sie sich mit gestreckten Armen ab. Das vordere Bein beugen Sie dabei so weit wie möglich, während Sie die Ferse des hinteren Beines fest in den Boden drücken. Halten Sie diese Position für einige Sekunden und wechseln Sie dann das Bein. Sie können diese Übung mehrfach wiederholen, bis der Krampf sich komplett gelöst hat.

Tipp: Regelmäßige Dehnübungen können auch dazu beitragen, dass Krämpfe seltener auftreten.

Sich ausgewogen ernähren
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Sich ausgewogen ernähren

Auch Muskeln brauchen Nahrung: Wer sich ausgewogen ernährt und dem Körper alle wichtigen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente liefert, bekommt seltener Krämpfe. Dabei spielt vor allem Magnesium eine wichtige Rolle, denn trägt als Gegenspieler des Mineralstoffs Kalzium dazu bei, dass die Muskeln sich entspannen können. Ein Magnesiummangel kann deshalb Wadenkrämpfe begünstigen. Magnesium wird entsprechend auch als Muskelmineral bezeichnet.

Viel Magnesium ist beispielsweise in Vollkorn- und Milchprodukten sowie grünem Blattgemüse enthalten. Ein guter, magnesiumreicher Snack für zwischendurch sind zudem Nüsse und Cashewkerne.

Gut zu wissen:

Treten häufiger Wadenkrämpfe ohne erkennbare Ursache auf, empfehlen Ärzte als erste Behandlungsoption die Einnahme eines Magnesiumpräparats.1

Quelle:
1 Lindemuth et al.: S1-Leitlinie Crampi/Muskelkrampf. 2017. In: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Hrsg. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie

Den Muskel massieren
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Den Muskel massieren

Neben Dehnen kann bei einem akuten Wadenkrampf auch das Massieren des Muskels hilfreich sein. So lockern Sie den Muskel und regen die Durchblutung an. Letzteres ist hilfreich, da mit dem Blut wichtige Nährstoffe in den Muskel gelangen. Das kann dazu beitragen, dass der Muskel nicht gleich wieder verkrampft.

Gut zu wissen:

Nachts kann es zudem guttun, aufzustehen und ein wenig umherzugehen. Denn auch die Bewegung fördert die Durchblutung und lockert die Muskulatur.

Wärmebehandlung
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Wärmebehandlung

Wärme kann dazu beitragen, dass sich Wadenkrämpfe schneller lösen. Denn sie wirkt entspannend und kann auch die Durchblutung anregen. Ob Sie nun einen Umschlag machen (einfach Handtuch mit heißem Wasser tränken und auf den Muskel legen), den betroffenen Muskel abbrausen oder sich gleich in die Wanne legen – das ist ganz egal.

Gut zu wissen:

Vorbeugend können Sie auch wechselwarme Güsse durchführen – das fördert die Durchblutung noch stärker. Im Akutfall sollten Sie hingegen mit kaltem Wasser vorsichtig sein, da Kälte auch Krämpfe auslösen kann.

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Quellen:
1 Mörl: Ursachen, Pathogenese und Therapie nächtlicher Wadenkrämpfe. In: Mörl (Hrsg.): Muskelkrämpfe. 1986